6 Tipps für ein erfolgreiches UX Design

Was macht gutes UX Design aus und wie setzt man es erfolgreich ein? In diesem Beitrag stellen wir euch 6 Ansätze vor, wie durch die Berücksichtigung von User Experience nutzerfreundliche und erfolgreiche digitale Produkte entwickelt werden.

#1 - Die Nutzerorientierung

Wird von Nutzerorientierung gesprochen, sollte man sich immer die Frage stellen: Wie gelangt der Nutzer am besten an sein Ziel? Heutzutage werden Websites in ihrer Informationsdichte immer komplexer, sodass der Nutzer nicht mehr unbedingt in der Lage ist, die für ihn wichtigen Informationen herauszufiltern. Ebenfalls zu beachten sind besondere Anforderungen bestimmter Nutzergruppen, um Barrierefreiheit herzustellen. Die richtige Sprache, Farbigkeit, Kontraste, Typographie und technische Lesbarkeit tragen daher zu einer effizienten Nutzerorientierung bei.

Es ist wichtig eine interaktionsfördernde Kombination aus Form und Funktion anzustreben und mit Hilfe der richtigen Designentscheidungen eine nutzerorientierte Website zu entwickeln. Bei der Gestaltung der Website muss gezielt entschieden werden welche Informationen auf der Startseite hervorgehoben und welche auf den Unterseiten verteilt werden, welche Bilder, Farben und Typografie benutzt und wie der Nutzer über das Produkt bzw. den Service erfolgreich informiert werden kann. Die Vorkenntnisse der zu erwartenden Zielgruppen spielen bei diesen Entscheidungen eine zentrale Rolle.

Bei der Gestaltung eines Online Nachhilfe Angebots für Kinder beispielsweise sollte die Website sowohl auf Kinder als auch auf ihre Eltern ausgerichtet sein. Kinder sollen spielerisch für die Lerninhalte begeistert werden. Ihre Eltern sollen sich transparent über das Produkt informieren können, da sie diejenigen sind, die die finale Entscheidung zur Anmeldung oder dem Kauf treffen. Das Design sollte deshalb klar und übersichtlich sein, gleichzeitig Kinder ansprechen und die relevanten Informationen und Interaktionen im Fokus behalten.

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Nutzerorientiertes Design, auf Kinder angepasst und gleichzeitig mit allen wichtigen Informationen für Eltern, Sofatutor

#2 - Einheitlichkeit schaffen

Eine konsistente Benutzerführung fördert die intuitive Bedienung und schafft eine vertraute Umgebung für den Nutzer. Für die Entwicklung und Einhaltung einer konsistenten Design-Sprache muss zunächst definiert werden, wie der Nutzer mit der Website interagieren wird, um anschließend wiederkehrende Elemente für eine bedürfnisorientierte Leitung des Nutzers einzusetzen.

Mehrere unterschiedliche Elemente, die für dieselben Funktionen verwendet werden, sollten vermieden werden. Nutzer müssen die Interaktion sonst in jedem Einzelfall neu lernen und wissen nicht genau, was sie zu erwarten haben. Funktionalität, Farbigkeit, Typografie und Positionierung der Elemente sollten bei allen digitalen Produkten, besonders zwischen Website und App, daher gleich sein, damit der Nutzer schnell einen Überblick bekommt und nicht mehr verliert.

Ebenfalls wichtig ist die Gestaltung der Website anhand der Corporate Identity, sodass der Nutzer das Unternehmen über verschiedene Medien hinweg wieder erkennen bzw. einer Marke zuordnen kann. Dies ist durch die konsistente Anwendung von Typografie, Farbigkeit, Bildsprache und anderen Designelementen möglich. Einzelne Interaktionselemente müssen jedoch trotzdem an ihr Einsatzgebiet angepasst sein da z.B. die Navigation bei Apps anders als bei Websites funktioniert.

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Konsistentes User Interface sowohl in Farbigkeit als auch in Typografie und Positionierung der Elemente, ImmoScout24

#3 - Die Informationshierarchie

Eine klare Struktur der Informationsbereitstellung und Funktionalitäten ist für den Aufbau eines digitalen Produkts unabdingbar. Entspricht die Struktur den Gewohnheiten der Nutzer, ist die lernkurve flach und der Aufbau des Produkts schnell erfasst. Neben der allgemeinen Hierarchie der Informationen muss zusätzlich auch die visuelle und funktionale Hierarchie beachtet werden, um zum Beispiel den Nutzer scheinbar intuitiv zu befähigen von einem Bereich auf den nächsten überzugehen und zwischen primären und sekundären Informationen zu unterscheiden.

So fängt die Gestaltung mit einer Sitemap, also der strukturellen Gliederung, an. Mit User Journeys werden die häufigsten zu erwartenden Bewegungen und Interaktionen der Nutzer definiert. Anhand dieser Struktur können dann die exakten Inhalte für die verschiedenen Seiten und Funktionen definiert werden. Das Hauptziel und die Ausgangslage des Nutzers stehen bei der Strukturierung von Inhalten im Fokus. Die Erfolgsquote für den Nutzer wird über eine zielgerichtete Strukturierung erhöht. .

Conversion optimierte Online-Shops bieten dem Nutzer häufig erst Inspirationen auf Basis bereits bekannter Vorlieben und Käuferprofilen. Der Nutzer kann sich so zunächst einmal inspirieren lassen und über die Anwendung von Filtern das Ergebnis auch im Sinne des Anbieters einschränken. Die wichtigsten Informationen zu einzelnen Produkten werden oft schon in einer Preview angezeigt und ermöglichen eine Vorauswahl. Nutzer erhalten auf diese Weise schnell einen Überblick über das Sortiment, können weniger relevante Produkte ignorieren und sich relevante Angebote im Detail ansehen.

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Nutzerorientierte Informationsarchitektur mit Hinweisen auf Varianten von Produkten (Farbe & Größe), Peek & Cloppenburg

#4 - Der Kontext

Der Kontext spielt eine wichtige Rolle dabei, wie der Nutzer mit dem Design interagiert. Der Kontext sollte in Bezug auf das Produkt selbst sowie auf den Nutzer betrachtet werden. Weder Produkt, noch Nutzer sind isoliert, es ergeben sich daher Wechselwirkungen zwischen einem digitalen Angebot und der jeweiligen Nutzungsumgebung, dem Nutzungszeitpunkt und Nutzungsfortschritt. Je nach Kontext kann sich die Intention der Nutzer auf derselben Interaktionsfläche unterschiedlich darstellen. Möchte der Nutzer sich informieren, etwas kaufen oder mit seinem Account interagieren? Selbstverständlich kann und sollte nicht immer jedes Bedürfnis an jeder Stelle erfüllt werden. Deshalb werden vorab bei der Konzeption eines Produktes die wichtigsten Use Cases definiert, um Nutzerführung und Unterstützen gezielt ausgewählte Szenarien auszurichten.

Ein greifbares Beispiel für einen prozessualen Kontext stellt der Fortschritt eines Kaufprozesses dar. Das Design kann je nach Prozessschritt relevante Informationen und Funktionen anbieten, hervorheben oder verbergen. Hat der Nutzer ein Produkt in den Warenkorb hinzugefügt, wird er auf der Startseite diesbezüglich erinnert. Dem Nutzer wird in diesem Fall ein Kaufinteresse unterstellt, der Weg zurück zum Abschluss des Kaufs wird vom System aktiv unterstützt und ihm somit erleichtert.

Der Unterschied zwischen Desktop und Smartphone in Bezug auf Display Größe und Navigation ist hier auch zu beachten. Desktop- und Mobile-Nutzer haben oft unterschiedliche Anforderungen, die im UX Design berücksichtigt werden sollten. So ist bei Wayfair zum Beispiel die “Speichern” Funktion am Handy viel prominenter als am Rechner. Es wird unterstellt, dass große Käufe eher in einem ruhigen Moment auf dem Rechner abgeschlossen werden, während man sich auf dem Handy schnell nebenbei auch schon mal Angebote anschauen und merken kann.

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Kontext bezogene Navigationspunkte, Warenkorb Erinnerung und ähnliches App Design, Wayfair

#5 - Die Eigenständigkeit des Nutzers

Zentrales Ziel von Websites und Tools ist es dem Nutzer Informationen und Funktionen bereitzustellen, die er sonst nur über Umwege bekäme. Da der Nutzer im Idealfall natürlich ohne die Hilfe eines beratenden Mitarbeiters agiert, muss ein Interface nicht nur für versierte Nutzer sondern auch für den durchschnittlichen Nutzer verständlich, bzw. selbsterklärend und einfach in der Anwendung sein. Gleichzeitig dürfen regelmäßige Nutzer nicht durch zu viele Hilfestellungen in ihrer Nutzung gestört werden.

Ein erfolgreiches Nutzererlebnis kann so zum Beispiel auch erreicht werden, indem Nutzern mehr Kontrolle über die Hilfestellungen überlassen wird. Spotify lässt den Nutzer wählen. Nutzer können sich ihre Inhalte und Playlisten flexibel manuell zusammenstellen, über Vorschläge inspirieren lassen oder anhand bisheriger Vorlieben der App die volle Kontrolle überlassen.

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Nutzer sind in der Lage nach Liedern und Alben zu suchen und können eigene individualisierte Playlists erstellen, Spotify

#6 - Testing

Ziel des UX Designs ist es ein gut strukturiertes, interaktives und visuell ansprechendes Produkt zu entwickeln, welches bei der Anwendung zu einem positiven Erlebnis führt. In der ersten Version eines Produktes ist dieser Zustand nahezu unmöglich erreichbar. Es ist daher viel effizienter das Produkt von Anfang an regelmäßig und kleinschrittig mit Nutzern zu testen. So lässt sich direkt verstehen, ob die Nutzer mit der Anwendung zurecht kommen und ob ihre Erwartungen erfüllt werden. Je früher man ihr Feedback erhält desto einfacher können Stolpersteine beseitigt und neue Insights über die Zielgruppe bei der Weiterentwicklung des Designs berücksichtigt werden. Die ideale Produktentwicklung findet daher immer iterativ statt. Funktionen werden datenbasiert Stück für Stück im Sinne der Nutzer ausgebaut, auch wenn diese das eigene Nutzungsbedürfnis oft nicht aktiv formulieren können.

Testing eines Produkts kann auf verschiedene Arten stattfinden. Sogenannte Usability Tests offenbaren die umfangreichsten qualitativen Insights über das Verhalten der Nutzer, da man sie bei der Benutzung des Tools oder der Website beobachten, ihnen gezielte Aufgaben geben und Zwischenfragen stellen kann. Klassische Usability Tests finden vor Ort in einem Testlabor, häufig in speziell ausgestatteten Räumen statt. Während zwischen dem Teilnehmer und einem Testleiter ein möglichst realitätsnahes Nutzungsszenario geschaffen wird, bleiben Beobachter “versteckt” im Hintergrund und dokumentieren die Erkenntnisse. Insbesondere digitale Angebote lassen sich mittlerweile aber auch dezentral über virtuelle Testumgebungen verproben. Dazu sind Tester und Probanden nur über das Internet verbunden und können über einen Video Call mit Bildschirmübertragung miteinander interagieren.

Je nach Produktreife und Erkenntnisbedarf können aber auch weniger Aufwendige Tests genutzt werden. Grundsätzlich gilt testen ist besser als nicht testen. Jedes Setup zur Interaktion mit den Nutzern ist daher erstmal grundlegend zielführend. Online-Befragungen wie beispielsweise über User Crowd, worüber Nutzern ausgewählte Fragen in maximal 5 Minuten gestellt werden, können einen guten Einstieg bieten. Jede Methode zur Befragung von Nutzern hat ihre Vor- und Nachteile, kann besser oder weniger gut in einen Nutzungskontext oder verfügbare Budgets passen. Bei der Wahl der individuell richtigen Methode und der richtigen Tools kommt es daher wie immer auf die jeweilige Erkenntnis an, die gewonnen werden soll.

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Fazit

Beachte also beim Designprozess deines Produkts folgende Punkte:

  1. Nutzerorientierung - der Nutzer sollte in der Lage sein die wichtigen Informationen einfach und schnell zu finden ohne abgelenkt zu werden.
  2. Einheitlichkeit - Designs und Funktionalität sollten auf allen Seiten und bei allen Produkten wiedererkennbar sein, um die Anwendung zu vereinfachen.
  3. Hierarchie - Informationen sollten klar strukturiert sein um übersichtlich für den Nutzer zu sein.
  4. Kontext - die Nutzungsumgebung beeinflusst wie der Nutzer mit dem Design interagiert und muss in der Konzeption berücksichtigt werden.
  5. Eigenständigkeit - man sollte dem Nutzer die Option zur Kontrolle über das eigene Interface anbieten, jedoch so, dass die Anwendung nicht komplizierter wird.
  6. Testing - Usability-Tests ermöglichen eine nutzerzentrierte Iteration und die kontinuierliche Optimierung des nutzerorientierten Designs.

Gutes UX Design sorgt für zufriedene Nutzer und Anbieter. Es bildet die Basis für erfolgreiche digitale Produkte. Durch den Einsatz der richtigen Designmethoden wird eine Nutzeroberfläche geschaffen die Spaß macht und Inhalte erfolgreich vermittelt.


Über den Autor: Ich heiße Maria Dimopoulou und studiere International Business Management an der eufom Business School in Frankfurt am Main. Die vorangegangenen 6 Regeln sind aus Recherche als auch meinen Erfahrungen zusammengetragen, die ich während meines dreimonatigen Praktikums bei Candylabs verinnertlicht habe. Sie gelten sowohl für Webseiten und mobile Applikationen als auch für alle anderen Interfaces im digitalen Bereich.

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Moritz Heimsch
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