Exploitation vs Exploration
Im Gegensatz zum Prinzip der Exploitation – dem Nutzen und Ausnutzen vorhandener Ressourcen, um Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern – beschreibt Exploration das aktive Suchen, Erforschen und Entdecken von neuen Lösungsansätzen. Was im ersten Moment verlockend klingt, ist jedoch nur schwer in etablierten Unternehmen zu realisieren. Insbesondere die Tatsache, dass ein exploratives Vorgehen auch immer mit gewissen Risiken verbunden ist, hält viele Unternehmen von der intensiveren Anwendung eines solchen Vorgehens ab.
Kurzfristig betrachtet ist das auch durchaus nachvollziehbar. Wenn Unternehmen bereits im Markt etabliert sind, haben Sie Produkte oder Dienstleistungen, die sie aktuell erfolgreich vertreiben. Im ersten Moment scheint es daher unangebracht, Geld für die Suche nach neuen Lösungen auszugeben, da dies zunächst eine Investition für Unternehmen darstellt und somit die Erträge schmälert. Hinzu kommt, dass man selten von vornherein abschätzen kann, ob solch ein Versuch im Rahmen einer explorativen Suche nach neuen Lösungen auch gelingen wird oder nicht. Doch dabei verlieren viele Unternehmen das Wesentliche aus dem Blick: sie müssen sich immer wieder neu erfinden, um innovativ zu sein und um Beständigkeit zu erlangen. Machen sie das nicht und fokussieren sie sich nur auf die kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer bereits etablierten Produkte oder Dienstleistungen, schaffen sie Spielraum für neue Wettbewerber und verspielen sich die Möglichkeit schnell auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren. So passiert es, dass etablierte und erfolgreiche Unternehmen selbst zum Opfer disruptiver Innovatoren werden.
“Managers find it very hard to keep resources focused on the pursuit of disruptive technologies because successful companies tend to be better at organizing around the product lines they already make money from. Success creates its own centripetal force that makes it hard to invest in a future outside the model.” (Quelle:The Atlantic)
Der Lebenszyklus von Unternehmen
Was darüber hinaus oft ausgeblendet wird: Nicht nur Produkte, auch Unternehmen unterliegen einem natürlichen Lebenszyklus. Dieser hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte zudem noch drastisch verkürzt, wie die Unternehmensberatung INNOSIGHTherausfand. Wirft man einen Blick auf die durchschnittliche Verweildauer amerikanischer Unternehmen im S&P 500, erkennt man, dass diese im Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich abnimmt. Betrug die durchschnittliche Verweildauer von Unternehmen im Jahr 1965 noch rund 33 Jahre, sank der Wert bis 1990 auf 20 Jahre. Und dieser Trend scheint nicht abzureißen. Für das Jahr 2026 prognostiziert Innosight, dass Unternehmen im Schnitt nur noch rund 14 Jahre im S&P 500 verweilen werden.
Doch Unternehmen können auch aktiv gegen diesen Trend steuern. Mark Leslie, langjähriger Vorsitzender und Geschäftsführer von Veritas Software, beschreibt in seinem Artikel "The Arc of Company Life - and How to Prolong It"eindrucksvoll am Beispiel von Oracle, wie Unternehmen mit Hilfe von strategischer Transformation ihre Beständigkeit deutlich erhöhen können. Wie in seinem Artikel deutlich wird, ist die Möglichkeit zur strategischen Transformation im Unternehmen eng an die Fähigkeiten der verantwortlichen Geschäftsführer geknüpft, den Transformationsprozess im Unternehmen auch durchzuführen. Man darf also nicht vergessen: es ist unumgänglich, dass man Initiative ergreift und die strategische Transformation im Unternehmen anstößt. Für diesen Prozess bildet Exploration die ideale Grundlage.
Strategien zur Ermittlung zukunftsfähiger Ansätze
Der heilige Gral liegt somit in der effizienten Erforschung neuer Lösungsansätze. Besonders wichtig ist, diese schnell am Markt zu verproben, um das damit verbundene Risiko möglichst gering zu halten. Eine Möglichkeit genau das Umzusetzen, ist das parallele Austesten verschiedener Ansätze.
Obwohl Unternehmen oft einer großen Vision folgen, ist es dennoch sinnvoll verschiedene Möglichkeiten für die weitere Entwicklung desselben in Betracht zu ziehen. Ein Grund dafür liegt darin, dass die Zukunft nur schwer vorherzusagen ist und man daher nicht nur auf ein Pferd setzen sollte. Fokussiert man sämtliche Ressourcen auf nur ein Ziel und es stellt sich heraus, dass die Entwicklung des Marktes anders verläuft als erwartet, bleibt meistens keine Zeit mehr den Kurs entsprechend zu korrigieren. So geschehen z. B. mit Nokia. Einst als Hersteller von Papiererzeugnissen gegründet, entwickelte sich das Unternehmen rasch weiter und verlagerte seinen Fokus auf die Herstellung von Gebrauchsgegenständen, bevor es zu dem heute bekannten Technologiekonzern wurde. Jedoch schätze Nokia als ehemaliger führender Hersteller von Mobiltelefonen die Entwicklung in diesem Segment falsch ein und mühte sich daher ab 2012 darum seine Profitabilität zu erhalten. Einzig die Tatsache, dass Nokia auch in dieser Zeit verschiedene explorative Versuche unternahm wie beispielsweise im Bereich der Geodienste, dürfte dazu beigetragen haben, dass das Unternehmen auch heute noch Bestand hat.
Wie das Beispiel verdeutlicht, ist es also durchaus nützlich gleichzeitig verschiedene Ideen und Vorhaben zu verproben und nicht alles auf nur eine Karte zu setzen. Wie Eric D. Beinhocker in seinem Artikel “On the origins of Strategy” zudem beschreibt, kann man sich in dieser Situation auch die Natur zum Vorbild nehmen und Parallelen zur Unternehmenswelt ziehen. In der Natur kämpfen alle Spezien ums überleben und müssen – ähnlich zu Unternehmen – vor dem Hintergrund der Ungewissheit die eine Strategie finden, die das Überleben sichert. Doch hierbei setzt Mutter Natur bei den verschiedenen Spezien nicht nur auf eine Strategie und hofft, dass diese die richtige ist. Vielmehr werden durch die vielen verschiedenen Arten eine Spezies unterschiedliche Strategien verprobt und ermittelt, welche die beste unter den gegeben Umständen ist um den Erhalt der Spezies zu sichern. Unternehmen sollten sich also ein Vorbild an dem Vorgehen der Natur nehmen und dieses ebenfalls adaptieren, um möglichst lange Bestand zu haben.
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